Seit 50 Jahren besteigt der
Trentiner Franco Gionco mindestens zweimal jährlich das
Becherhaus, die höchste Schutzhütte der Ostalpen auf 3.195
Metern Höhe. Kürzlich, im Alter von 77 Jahren, erreichte er die
Hütte zum 107. Mal. Die siebenstündige Wanderung mit 1.700
Höhenmetern zum 1894 eröffneten „Kaiserin-Elisabeth-Schutzhaus"
ist kein Spaziergang. Mindestens 50 Mal wurde Franco von seiner
Frau Laura begleitet. Trotz seines Alters fühlt sich der
Abenteurer und Buchautor so fit wie mit 40 und ist nach wie vor
verliebt in „die eindrucksvollste Hütte der Alpen".
„In den Anfangsjahren, von 1974 bis 1979, war der Aufstieg
ein echtes Abenteuer. Die Hütte war nicht bewirtschaftet, und
alles - Essen, Getränke, Schlafsack - musste im Rucksack
hinaufgetragen werden", erinnert er sich. Besonders heikel war
der Aufstieg aus dem Ridnauntal, wo alte, abgenutzte Hilfsseile
die gefährlichsten Stellen absicherten. Auch der Aufstieg aus
dem Passeiertal war damals beeindruckend, mit Gletschern und
Eisbrüchen, fast wie in Grönland. In den letzten 50 Jahren hat
Franco auch viele Winteraufstiege mit Tourenskiern unternommen.
Durch seine regelmäßigen Besuche entwickelte sich eine
Freundschaft mit den Hüttenwirten Hermann, Erich und jetzt Lukas
Lantschner. Trotz der langen Zeit hat sich für ihn nichts
verändert: „Meine Fitness und meine Liebe zum Becherhaus sind
zeitlos", sagt er.
Obwohl Franco Gionco wohl den Rekord für die meisten
Besteigungen hält, gibt es auch andere treue Gäste im
Becherhaus. Einer von ihnen ist Willi Weissteiner, der kürzlich
im Alter von 90 Jahren zum 37. Mal die Hütte am Gipfel des
Bechers erreichte. Daher trägt der gebürtige Brixner den
Spitznamen „Becher Willi".
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